INTERVIEW MIT REINER WEBER:

Regionale Bündelung
von Dr. Heiner Krehl

Ein Großhandelssystem soll im Raum Heilbronn Produkte vom Erzeuger bündeln und den Vertrieb verbessern. Grundlagen wurden in einer von “Hohenlohe aktiv” geförderten Machbarkeitsstudie ermittelt. Wir fragten den Initiator Reiner Weber nach dem Ziel.

BW agrar: Was ist Ziel des neuen Großhandelssystems?
Weber: Ziel der Vermarktungsgemeinschaft ist es, ein attraktives und kundenorientiertes Sortiment aus der Region für die Region dem Großkunden wie dem selbstständigen Einzelhändler, Großküchen und der Gastronomie aus einer Hand zu bieten. Dazu ist es erforderlich, die Wettbewerbsfähigkeit und Wettbewerbsdifferenzierung der Produkte zu prüfen und bei Bedarf zusammen mit dem Erzeuger über eine innovative Produktentwicklung nachzudenken. Wiedererkennung und Informationen zur Philosophie und zu den Produkten werden durch eine Dachmarke gewährleistet.

BW agrar: Erreichen Sie im Rahmen bestehender Systeme Ihr Ziel nicht?
Weber: Selbst die regionalen Großhändler sind für den Ansatz der Vermarktungsgemeinschaft noch überregional aufgestellt. Ein regionales Produkt aus Heilbronn verliert in Ludwigsburg oder Crailsheim erheblich an Wert und steht mit den dortigen Produkten in Konkurrenz. Zudem möchte sich ein Großhändler aus Wettbewerbs- und Preisgründen nicht an eine Region binden, außer es handelt sich um ein überregional bekanntes Produkt. Ein wichtiger Punkt ist zu erwähnen. Angenommen, ein regionales Produkt wird aus Heilbronn zum Großhändler nach Stuttgart gekarrt, um dann wieder zum Kunden nach Heilbronn zu kommen. Dies widerspricht der Frische, der Umwelt und dem regionalen Prinzip.

BW agrar: Reicht das Potenzial aus, um einen wettbewerbsfähigen Vertrieb regionaler Agrarprodukte aufzubauen?
Weber: Das geplante Sortiment umfasst konventionelle und ökologische Erzeugnisse, verarbeitete Produkte und Rohwaren. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie hat bereits eine erste Erhebung eine Fülle von ansprechenden Erzeugnissen ergeben. Das ist eine ausreichende Basis für weitere Aktivitäten. Trotzdem sind wir ständig auf der Suche nach neuen Produkten. Es gilt aber das vorhandene Angebot zu optimieren und zu bündeln und dadurch wichtige Synergien für den Kunden und den Erzeuger zu generieren.

BW agrar: Wie viele Verträge haben Sie schon unter Dach und Fach?
Weber: Wir schaffen dafür erst die Grundlage. Aber es liegen Bewerbungen von Erzeugern vor. Ebenso haben selbstständige Einzelhändler großes Interesse bekundet und warten bereits auf regionale Produkte, um sich damit vom Wettbewerb abzuheben.

BW agrar: Wie geht es weiter?
Weber: Als nächstes werden aus dem Kreise der Interessenten Gründungsmitglieder ausgewählt, um mit ihnen die Konzeption abzustimmen. Mit der darauf folgenden Mitgliederaufnahme und Produktabstimmung sollen erste Verkaufsaktivitäten mit Marktständen zum Auftakt starten.